Wie alles begann…

Eine Entzündung, eine OP und eine Entscheidung, die uns abgenommen wurde

Ich weiß kaum wo ich anfangen soll.

Also fange ich mal damit an, dass der Start in unseren Kinderwunsch überhaupt nicht unsere Entscheidung war. 

Uns wurde von Ärzten gesagt, wir müssten JETZT anfangen zu versuchen schwanger zu werden, weil mir in absehbarer Zukunft eine total OP drohte, in der mir meine Gebärmutter entfernt werden würde…das war Anfang Februar 2020.

Damals wussten wir nur, dass wir Kinder haben wollten – irgendwann. Aber wir hatten keinen Plan diesbezüglich gemacht. Wir kannten uns zwar schon seit etwa sechs Jahren, waren aber erst ein dreiviertel Jahr zusammen und Aron ist zehn Jahre jünger als ich. Wir dachten, wir hätten alle Zeit der Welt und haben uns zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht unter Druck gesetzt…

Alles fing an im Oktober 2019. Da bekam ich plötzlich und immer wieder Hitzewallungen. Ich erinnere mich noch genau an die allererste. 
Aron und ich waren auf Heimatbesuch in Saarbrücken. Damals wohnten wir noch in Berlin und fuhren regelmäßig am Wochenende runter zu meinen Eltern. 

An diesem Wochenende hatten wir in der Wohnung meiner Schwester übernachtet. Sie wohnte nur fünf km hinter der deutsch-französischen Grenze und war über Nacht nicht zu Hause gewesen. Als wir am Morgen zum Frühstück zu meinen Eltern fuhren und etwa 5 Autominuten entfernt vom Ziel an einer Ampel standen ging es los…
Mein Gesicht, mein ganzer Kopf glühte plötzlich, ich bekam Schweißausbrüche und spürte dieses Stechen im linken Eierstock. Damals wusste ich noch nicht, dass es eine Hitzewallung war und hielt es für einen Fieberschub. Da ich mich sonst aber nicht krank fühlte wunderte es mich zwar, doch ich dachte mir nicht viel dabei. 

Etwa zwei Wochen später ging es mir dann urplötzlich sehr schlecht. Ich werde es nie vergessen. Es war ein Donnerstagabend. Gegen 23 Uhr wollte ich ins Bett gehen und – Vorsicht TMI – ging nochmal zur Toilette, als ein richtiger Blutschwall aus mir herauslief. 
Da ich mich noch mitten in meinem Pillenblister befand und es daher für eine Blutung noch viel zu früh war, verunsicherte dieser Blutschwall mich doch ziemlich und ich beschloss am nächsten Morgen gleich zum Arzt zu gehen. 

Ich wohnte damals in Berlin. So kurzfristig einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen war völlig unmöglich, also fuhr ich ins Krankenhaus. Ich wohnte in Buch und wenn Buch eins hat, dann sind das Krankenhäuser. 

Die diensthabende Ärztin dort sagte mir, ich hätte eine massive Uterusentzündung. Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke – alles war extrem entzündet und wie sich zeigte, lag auch (erneut) eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs vor. 10 Jahre zuvor hatte ich wegen einer solchen Diagnose schon mal eine Operation über mich ergehen lassen. 

Die Ärztin sagte, wenn ich jemals Kinder haben wollte wären die nächsten drei Wochen die einzigen Schritte, die ich gehen dürfte, die ins Bad und von dort wieder zurück ins Bett…sie vermutete als Ursache für die Entzündungen eine Clamydieninfektion.

Aron und ich waren damals erst ein paar Monate zusammen und ich hab dem armen Kerl – völlig zu Unrecht – die Hölle heiß gemacht, dass er mir Clamydien ins Haus geschleppt hatte. Er hat bestimmt hundert Mal seine Unschuld beteuert und als das Testergebnis vorlag und – sehr zum Erstaunen meiner Ärztin – negativ ausfiel, war eine dicke Entschuldigung fällig. 

Das Problem war aber vielmehr, dass die Ärzte im Krankenhaus nicht rausfanden, was ich tatsächlich hatte, bzw. was die Entzündung und massiven Schmerzen verursachte.
 
Ich wurde stationär im Krankenhaus aufgenommen und 5 Tage lang von einer Station auf die andere verlegt, weil jede Untersuchung negativ befundet wurde und jede Fachrichtung sagte „Dit is nich mene Abteilung. Zurück zur Gyn!“. 
Aber die Gynäkologen konnten auch nichts finden und so wurde ich nach 5 Tagen ohne Befund, aber mit Schmerzen nach Hause entlassen.
 
Insgesamt acht oder neun Fachärzte muss ich aufgesucht haben. Jeder schickte mich zum nächsten und niemand fand die Ursache für meine Schmerzen. 
Ich war beim Hausarzt und Allgemeinmediziner, Orthopäden, Kieferorthopäden, Zahnarzt, Gynäkologen, Neurologen, Urologen und Internisten. Möglicherweise gab es noch ein oder zwei Ärzte mehr...
 
Da wir beschlossen hatten zurück nach Saarbrücken zu ziehen, ging ich auf den Rat einer Bekannten meiner Mutter zu einer neuen Gynäkologin, der ich per E-Mail meine Situation geschilderte hatte und die sich daraufhin freundlicherweise bereit erklärte, mich noch als Patientin aufzunehmen, obwohl sie eigentlich voll war bis unters Dach. 
Sie schwor mir die Ursache für meine Schmerzen und die „fiebrigen Schübe“ zu finden, doch sie tappte wochenlang völlig im Dunkeln und überwies mich schließlich im Januar 2020 ins Krankenhaus damit eine Bauchspiegelung gemacht werden konnte.

Interessanterweise wurde bei dieser Bauchspiegelung „nichts Dramatisches“ gefunden. Die Ärztin sagte mir hinterher, sie hätten in der Gebärmutter selber reichlich Narbengewebe gefunden und, dass sie davon ausgingen, dass die Entzündung diese Narben verursacht hatte. Sie hätten sie abgetragen und am rechten Eierstock ein Fibrom gefunden. Das wäre nichts Schlimmes. Nur eine Fettgeschwulst, die sie entfernt hätten. Sonst wäre aber nichts auffällig gewesen.
 
Allerdings sollten wir – wenn wir Kinder haben wollten – sofort damit anfangen es zu versuchen, denn ich hatte ja 10 Jahre zuvor eine OP wegen einer Gebärmutterhalskrebsvorstufe gehabt und da die Problematik aktuell wieder vorlag sagte sie: „Wenns einmal wieder kommt, kommts immer wieder. Die Gebärmutter muss so schnell wie möglich raus.“.
 
Aron wäre um Haaresbreite in einen Schock gefallen über den zeitlichen Kinderdruck während ich in einen Schock fiel, weil mir die Gebärmutter entfernt werden sollte. 

Und obwohl die Ärztin gesagt hatte, dass sie im Grunde genommen nichts gefunden hatten was ursächlich für meine Schmerzen war, ging es mir aber nach diesem Eingriff körperlich sehr schnell deutlich besser.

Aron war, was den Kinderwunsch betraf, zu diesem Zeitpunkt – ehrlicherweise – noch ziemlich halbherzig bei der Sache, weil er sich zum einen zu jung fühlte und zum anderen Angst hatte, dass ich sofort schwanger werden würde. 
Aber ich hatte so ein Bauchgefühl, dass es nicht schnell gehen würde. Ich wusste instinktiv, es würde ein problematischer und langer Weg und wir bekamen uns darüber oft in die Haare – vor allem weil Aron ein absoluter Kopfmensch ist und ich dieses Bauchgefühl natürlich überhaupt nicht logisch begründen konnte.

Im April 2020 saßen wir eines Abends vor einem Tofu- Edamame- Gericht am Esstisch und Aron sagte plötzlich und aus heiterem Himmel: „Ok. Wir hören jetzt auf zu verhüten und lassen es mal auf uns zukommen“.
Und das war der holprige und nicht ganz freiwillige Start in unseren Kinderwunsch. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner von uns beiden, wie groß dieser Kinderwunsch werden, durch welche Hölle er uns schicken würde und durch welche Täler der Tränen und Enttäuschung wir würden gehen müssen. 
Sags weiter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert